Gebisse spielen eine entscheidende Rolle in der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd. Sie sollen deine feinen Signale der Zügelhilfen präzise und effektiv an dein Pferd weitergeben. Damit ein Gebiss die gewünschte Wirkung optimal entfalten kann, sind zwei wesentliche Faktoren von Bedeutung: die Form und die Größe des Gebisses müssen zur Anatomie deines Pferdes passen, und es muss korrekt verschnallt werden.
Bei der Größenauswahl von Gebissen sind zwei Faktoren besonders zu beachten:
Die Gebissweite
Wir beginnen der Reihe nach: Wenn du prüfen willst, ob das Gebiss deines Pferdes groß genug ist, solltest du einen Blick auf die Maulwinkel werfen, während die Zügel nicht angezogen sind. Bei Gebissen mit durchlaufenden Ringen (z.B. eine Wassertrense) gilt bei korrekter Verschnallung: Rechts und links sollte nicht mehr als ein halber Zentimeter Platz zwischen Maulwinkel und Gebissring zu messen sein. Achte außerdem darauf, dass der Ring immer frei beweglich ist und den Maulwinkel nicht einklemmt.
Was viele nicht wissen: Damit Gebisse mit festen Seitenteilen (z.B. Olivenkopf- D-Ring- und Schenkeltrensen) ihre einrahmende Wirkung optimal entfalten können, sollte das Seitenteil relativ dicht am Maulwinkel anliegen. Dadurch liegt das Gebiss auch ruhig im Pferdemaul. Diese Gebisse sollten aufgrund ihrer besonderen Passform also immer eine Nummer kleiner gewählt werden als klassische Wassertrensen mit durchlaufenden Ringen.
Die Gebissstärke
Jedes Pferdemaul ist einzigartig und die Körpergröße deines Pferdes sagt nicht unbedingt etwas über seine Maulhöhle aus. Eine Studie in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat gezeigt, dass Pferdemäuler oft kleiner und flacher sind, als bis dahin angenommen.
Mithilfe eines Pferdezahnarztes oder des sogenannten "2-Finger-Tests" lässt sich leicht herausfinden, wieviel Platz im Maul deines Pferdes vorhanden und welche Gebissstärke demnach empfehlenswert ist.
Lege dazu deinen Zeige- und Mittelfinger zusammen und stecke sie an der Stelle ins Maul deines Pferde, wo normalerweise das Gebiss liegt. Dann schiebst du sanft die Zunge zur Seite und wartest ab, bis dein Pferd anfängt zu kauen, oder die Schneidezähne zusammenkommen.
Spürst du Druck auf beiden Fingern? Dann ist der Abstand zwischen der oberen und unteren Lade gering und wahrscheinlich eine Gebissstärke von 14-16mm ideal.
Ist der Abstand größer und du spürst kaum Druck auf deinen Fingern, dann solltest du eine Gebissstärke von 16-18mm wählen.
Wählst du ein zu dickes Gebiss, besteht die Gefahr, dass Druck auf den empfindlichen Gaumen ausgeübt wird. Das kann im zu schmerzhaften Druckstellen und Verletzungen führen - ist aber auf jeden Fall unangenehm für dein Pferd. Dies kann sich durch Kopfschlagen, Aufsperren des Mauls oder "sich auf die Hand legen" äußern.
Bedeutet das, dass ein dünneres Gebiss immer die Lösung ist? Nicht unbedingt. Ein dünneres Gebiss führt zu einer punktuelleren Druckverteilung im Maul, was eine besonders gefühlvolle Hilfengebung erfordert.
Trotz der schier unzähligen auf dem Markt erhältlichen Gebissmodelle und –formen ist es mit ein wenig Grundlagenwissen über die Wirkungsweise der gängigsten Gebissformen gar nicht mehr so schwer, eine Auswahl zu treffen.
Der Gebissweitenmesser
Wir wissen, wie schwierig es sein kann, die richtige Gebissgröße zu finden - vor allem wenn du dich vorher noch nicht damit befasst hast. Neben unseren Blogbeiträgen, Social Media Posts und Infovideos möchten wir dich zusätzlich mit unserem Gebissweitenmesser unterstützen.
Denn alles was am Ende zählt ist das Wohl unserer Pferde. Du kannst den Gebissweitenmesser ganz einfach herunterladen und zuhause ausdrucken. Wie genau du ihn zusammenbaust und benutzt, erklären wir dir Schritt für Schritt in unserer Anleitung.
Einfach gebrochene Gebisse
Das einfach gebrochene Gebiss ist der Klassiker schlechthin. Es wirkt über die Zunge auf den Unterkiefer ein. Bei Zügelanzug stellt sich das Gelenk in der Mitte des Mundstücks leicht auf, entlastet die Zungenmitte und leitet den Druck vermehrt auf die Zungenränder. Weil unsere Gebisse anatomisch geformt sind, bieten sie besten Komfort und vermeiden einen unangenehmen Nussknacker-Effekt.
Dieser bezeichnet das "Aufstellen" des Gebisses, wobei die unteren Laden eingeklemmt werden und/oder das Auge des Gelenks in den Gaumen des Pferdes drückt. Dies kann passieren, wenn du ein zu großes oder zu dickes Gebiss verwendest. Bei Pferden mit flachem Gaumenbogen besteht dann die zusätzliche Gefahr, dass Druckstellen oder sogar Verletzungen im Gaumenbereich entstehen können.
Schau dir dein einfach gebrochenes Gebiss mal ganz genau an: Fertigungstechnisch bedingt sind die Gebissschenkel herkömmlicher einfach gebrochener Gebisse immer unterschiedlich lang. Das hat zur Folge, dass auch einseitig immer etwas mehr Druck ausgeübt wird. Wir empfehlen daher, einfach gebrochene Gebisse regelmäßig zu drehen.
Um dieses Problem zu lösen, haben wir unsere Turnado und einfach gebrochenen Dynamic RS Gebisse entsprechend angepasst: Hier ist das Gelenk um 45° nach vorne gedreht. Diese spezielle Winkelung ermöglicht eine gleichmäßige Einwirkung auf beide Zungenränder. Ein Drehen der Gebisse ist daher nicht notwendig.
Doppelt gebrochene Gebisse
Du weißt sicherlich, wie sich ein doppelt gebrochenes Gebiss optisch von einem einfach gebrochenen unterscheidet. Aber worin unterscheidet sich die Wirkung im Pferdemaul?
Doppelt gebrochene Gebisse haben kürzere Schenkel, die durch ein Mittelstück miteinander verbunden sind. Das führt dazu, dass der Druck, den du durch das Anziehen der Zügel ausübst, im Maul großflächiger über die Zunge verteilt und auf den Unterkiefer geleitet wird. Vor allem sensible Pferde reagieren häufig sehr positiv auf diese großflächigere Druckverteilung.
Mach dir keine Sorgen. Unsere doppelt gebrochenen Gebisse aus Sensogan haben ein speziell angepasstes und nach vorne geneigtes Mittelstück. So entsteht - bei der passenden Gebissgröße - kein Gaumendruck bei deinem Pferd.
Doppelt gebrochene Gebisse kommen - genauso wie ihr einfach gebrochenes Pendant - in den verschiedensten Bereichen, Disziplinen und Leistungsniveaus zum Einsatz.
Stangengebisse
Ob sensibel oder stark: Stangengebisse eignen sich, je nach Ausführung, für ganz verschiedene Pferdetypen. Die Auswahl ist riesig und je nach Modell kann sich die Wirkungsweise enorm unterscheiden. Aber Moment mal: Woher weißt du dann, ob sich ein Stangengebiss für dich und dein Pferd eignen könnte?
Grundsätzlich gilt, dass diese Gebissform weniger geeignet ist, wenn dein Pferd sich nur schwerlich wenden, stellen und biegen lässt. Denn sobald du mit einseitigen Zügelhilfen einwirken musst, verkantet das Gebiss.
Ein Stangengebiss ist also vor allem dann geeignet, wenn du eine gleichmäßige Verbindung mit beiden Händen hast und in der Lage bist, dein Pferd vornehmlich mit Schenkel- und Gewichtshilfen durch Wendungen zu reiten.
Starre, gerade Stangen
Eine gerade, starre Stange übt stetig und gleichmäßig Druck auf die gesamte Zunge (auch Zungenmitte) aus. Im Vergleich zu gebrochenen Gebissen gelangt bei geraden Stangen weniger Druck auf die Zungenränder. Mit der Stärke des Zügelanzugs steigt auch der Druck, der über die Zunge auf den Unterkiefer geleitet wird.
Diese Gebisse sind zu empfehlen bei Pferden, die stark werden, gegen die Hand gehen oder sich „auf die Hand legen“, z. B. beim Anreiten eines Hindernisses.
Flexible, gerade Stangen
Im Vergleich zu starren Stangen kann bei flexiblen Stangen geringfügig besser einseitig eingewirkt werden. Auch hier verteilt sich der Druck bei Zügelanzug über die gesamte Zunge, wird jedoch zu den Zungenrändern hin etwas stärker.
Diese Gebisse sind zu empfehlen für Pferde, die sich gelegentlich „fest machen“ oder Undurchlässigkeiten beim Training bestimmter Lektionen oder beim Anreiten von Hindernissen zeigen. Flexible Stangen werden häufig auch gut von Pferden angenommen, die mit gebrochenen Gebissen weniger gut zurechtkommen.
Stangengebisse mit Zungenfreiheit
Im Vergleich zu geraden Stangen wird bei Stangen mit Zungenfreiheit die Zungenmitte entlastet und erst bei stärkerem Zügelanzug belastet. Diese Gebisse eignen sich in der Regel für Pferde, die gegen die Hand gehen, besonders fleischige Zungen haben oder zur Korrektur von Zungenproblemen bei Pferden, die Druck auf der Zunge als unangenehm empfinden und diesem durch Hochziehen oder Herausstrecken der Zunge ausweichen.